Reigen und Märchen

Unter dem Begriff Reigen können sich viele Interessierte an der Waldorfpädagogik erst einmal wenig vorstellen – uns auch in der Ausbildung zum Waldorferzieher lernt man schnell, dass die Gestaltung der Reigen geheimnisvoll ist und fertige Reigen wie Schätze untereinander geteilt werden, wenn man Glück hat.

Bei uns im Kindergarten findet der Reigen immer vor dem Mittagessen statt. Wenn die Kinder aus dem Garten hineingekommen sind, Hände geschahen haben, gepflegt wurden, ziehen wir gemeinsam singend in die Gruppe. Der Reigen gehört zu den angeleiteten Tätigkeiten.
Manchmal eröffnet ein Gebet kurzes Gebet den Reigen. Meistens schlüpfen wir dann, zu den Jahreszeiten passend, in verschiedene Rollen und leben den Jahreslauf mit. Mit Singspielen, kurzen, von Gesten begleiteten Gedichten und Reimen bewegen wir uns zur Sprache.

Im Frühling z.B. ziehen wir mit Zwack dem Zwerg eine Zwiebel und freuen uns an der Blüte, rufen alle Tiere herbei und feiern ein Frühlingsfest. Im Sommer ziehen wir mit Vetter Michel um den Kindergarten, reiten mit dem Pferchen hinaus und kommen erst abends zurück, im Herbst fahren wir das Heu in die Scheune und dreschen das Korn, zur Dreikönigszeit wird es festlich und wir beschenken in den Rollen der Könige das Christuskind.
Der Reigen gehört zur Sprachgestaltung im Kindergarten, soll aber vor allem eins machen: Freude.

Nach dem Mittagessen wird im Kindergarten ein Märchen erzählt. Je nach Altersstruktur der Gruppe können dies erste Märchen der Gebrüder Grimm sein, oder kürzere, ausgewählte Märchen, oft lustige Reihengeschichten, die die Kinder besonders mögen. Beispiele sind hier Hänschen Apfelkern, das Rübchen und zu Michaeli das Stierlein.
In der ersten Woche wird das Märchen frei erzählt, im Laufe der zweiten Woche oft als Puppenspiel gezeigt und in Woche drei und vier dürfen die Kinder beim Puppenspiel mithelfen.

Der Erzieher, der die Geschichte erzählt, lernt sie nicht nur auswendig, er kümmert sich auch um die Entwicklung des Bühnenbildes und darum, so zu erzählen, dass alle Kinder zuhören können. Dies geschieht im Kindergarten unaufgeregt und besonnen.

Nach dem Märchenkreis machen wir noch Kreisspiele, wenn die Kinder dies wollen und verabschieden uns mit einem Lied.

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